Nach zwei Jahren in Spanien, bekam ich das Angebot, in Griechenland zu spielen. In Murcia habe ich viele Erfahrungen mitgenommen, aber in dem Moment war das das beste Angebot, das ich bekommen hatte. Die Zeit dort war unheimlich turbulent, im positiven Sinne. Aber auch abgesehen vom Basketball wurde ich mit gesellschaftlichen und fantechnischen Themen konfrontiert. Man sagt oft, dass Griechen im Sport sehr fanatisch sein können. Das kann ich vollkommen bestätigen. In Thessaloniki durfte ich Menschen kennenlernen, die wohl die verrückteste Fanbase bilden, die ich je erlebt habe. Die normalen Ligaspiele hatten es schon in sich, aber die lauten und bunten Derbys waren nochmal eine ganz andere Hausnummer. Die ganze Halle in einer Farbe, mehrere Tausend Fans klatschen und singen lautstark das ganze Spiel durch. Fahnen mit riesigem Durchmesser wehen zwischen all den Händen – manchmal knallen auch mal Böller. Gegen die großen Mannschaften wie Panathinaikos Athen, Olympiakos Piräus und dem Stadtrivalen PAOK Thessaloniki gab es oft hitzige Spiele und Auseinandersetzungen. Sowas war mir vorher völlig fremd und haute mich als Spieler emotional um.
Abgesehen von ihrer Ideologie und dem fanatischen Ausleben des Sports sind die Griechen sehr ruhig und gelassen – das komplette Gegenteil. Der Alltag in Thessaloniki war für mich echt angenehm. Die Menschen, die dich normalerweise in der Arena anschreien und pushen mal privat kennenzulernen, hat echt Spaß gemacht. Meine Zeit in Griechenland war zwar kurz, aber ich habe dort sehr viele schöne Erfahrungen mitgenommen. Schon der Empfang dort war warm und herzlich, ich wurde super von den Einheimischen aufgenommen.
Aber der Sport hat dort einfach seine eigenen Regeln. Egal ob Wasserball oder Fußball, die Fans leben für ihren Verein. Wenn du etwas Gutes für die Fans tust, ist alles andere was du privat machst völlig irrelevant. In der Millionen-Stadt Thessaloniki gibt es fantechnisch gewisse Regeln, man soll sich zum Beispiel nicht in bestimmten Stadtteilen des Rivalen aufhalten. Ich hatte dort einen Freund, der in einem solchen Viertel Volleyball gespielt hat, für einen anderen Verein. Ich habe ihn dort ohne großen Hintergedanken bei einem Heimspiel besucht und von der Tribüne aus zugeschaut. Am nächsten Tag sah ich mein Gesicht groß abgebildet in der Zeitung. Ich habe erfahren, dass ich nicht auf die Spiele von verfeindeten Vereinen gehen und nur den Klub unterstützen soll, für den ich selbst spiele. Danach habe ich das dann auch nie wieder gemacht.
Alle Geschichten von Anton "Tono" Gavel unter: orangeacademy.one/news/tonos-blog/
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